Wetterauer Zeitung, 21. Juli 2014

Musikspektakel auf Naturbühne

Wölfersheim (arc).Wenn 13-Jährige ausgelassen zu Klaus Lages »1001 Nacht« tanzen und die ältere Generation zu aktuellen Hits wie »Little Talks« der Gruppe Of Monsters and Men swingt, dann tobt auf der Bühne wieder das Endloskonzert Wölfersheim live.

Zum 22. Mal präsentierten Amateure, Halb- und Vollprofis unter diesem Motto wieder 60 Jahre Unterhaltungsmusik in einem Programm vereint. Früher war die Turnhalle in Södel Schauplatz, zum nunmehr zweiten Mal gingen die Veranstalter das Risiko eines Open-Air-Konzertes am See ein.

Im Rahmen des Seefestes stieg die Vorstellung am Samstagabend in der See-Arena, einer eigens dafür geschaffenen Naturbühne. Der Kontakt zum Publikum ist nicht mehr so direkt, weil zwischen Bühne und Publikum etwa drei Meter liegen. Diese Entfernung überbrückten viele Künstler, indem sie die Bühne verließen und auf das Publikum zugingen. Andererseits bot die hinzugewonnene Fläche neue dramaturgische Möglichkeiten, die besonders zu Beginn des zweiten Teils effektvoll genutzt wurden.

Michaell Klippel sang gerade »In the Army now«, als Infanteristen mit einem Panzer vor die Bühne fuhren, während auf den Leinwänden beiderseits der Bühne Filmausschnitte von Panzereinsätzen in Irak und Napalmangriffe in Vietnam gezeigt wurden. Dem Panzer stellten sich Hippies entgegen und Thomas Gerlach sang »Eve of Destruction«. Als die »Nachtigall« Emily Conrad sich auf den Panzer setzte und mit der Feststellung »Kein Mensch will sterben« das Lied »Wozu sind Kriege da?« anstimmte, flogen die ersten Helme und Plastikwaffen in den Dreck. Schließlich demontierten Soldaten und Hippies gemeinsam die Kanone des Panzers.

Beatles oder Stones?
Mit Transparenten, auf denen »Ukraine« oder »Syrien« stand, nahmen die Künstler Bezug auf das Zeitgeschehen. Seit Jahren zeigen die Wölfersheimer mit der Veranstaltung, wie ein Miteinander vor und hinter der Bühne funktioniert, wie wichtig ihnen die Gemeinschaft ist.

Zuvor hatte ein anderer Zweikampf stattgefunden, der jedoch friedlich mit einem Unentschieden endete. Die Gitarristen Kai Knöpp und Bernd Heinisch hatten aus einer Bierlaune heraus gewettet, wer die beste Band der 1960er Jahre sei: Beatles oder Stones? Hierzu hatten sich hinter den beiden Kontrahenten verschiedene Musiker versammelt, die jeweils für ihren Favoriten Lieder vortrugen. Alle zwei Minuten wechselten nun die Titel zwischen Beatles- und Stones-Hits. Am Ende sollte das Publikum durch Applaus entscheiden. Heinisch (Beatles) und Knöpp (Stones) waren jedenfalls nicht enttäuscht, als das Publikum sich nicht entscheiden konnte und viele für die Klassiker beider Bands klatschten. Eingehüllt in ein Union-Jack-Banner hatte sich auch Erwin Jahn dem Wettstreit angeschlossen. Später gab er in Lederkluft »Hells Bells« zum Besten.

Jeder Künstler trug Stücke vor, die ihm selbst am Herzen lagen. Wie schon in der Vergangenheit reihten sich die Solisten immer wieder in den Background-Chor ein, was das große Miteinander vor gut 3000 Zuschauern einmal mehr unterstrich.

Gegen 0.30 Uhr war noch nicht einmal die Hälfte des zweiten Konzertteils erreicht. Titel wie »In the Air tonight« (gesungen von Patrick Eulenkamp), »Slide« (Felix Waltinger), »Flying« (Gerry Reutel), »Don’t you« (Stefan Bodem), »Waves« (Christian Pompe), »Rather be« (Bettina Skottke) oder »Invisible« (Sven Harnischfeger) bezeugten die Programmvielfalt. Deutschsprachig wurde es unter anderem mit Ralf Kraus und »Macho, Macho«, Karl-Ernst Pulkert und »1001 Nacht«, Anja Knoll mit »Hungriges Herz« und Hans Peter Erb mit »Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?« Nostalgiegefühle kamen auf, als Tita Höpps »Shoop Shoop Song« oder Renate Gantz-Bopp »Starway to heaven« darboten. Ausgefallene Harmonien des Modern Jazz erklangen mit Olli Bopps Interpretation von »Steely Dan«. Auch aktuelle Lieder wie »Little Talks« von Nina Gerlach oder »Happy« mit Nadine Schutt erklangen. Etwas fürs Auge präsentierte zur Abwechslung die »Mädels-Tanzgruppe«, die ganz »happy« vor der Bühne wirbelte. Natürlich hatten auch Jo Becker aus Berstadt und Lisann Hofmann als Sieger des Castings »Deine Stimme für Wölfersheim« ihre Auftritte.

Hervorzuheben ist das Team um Bernd Heinisch aus Künstlern und Helfern, das das mit seinem Engagement das sechsstündige Musikspektakel möglich gemacht hatte.

Bericht aus der Wetterauer Zeitung vom 21. Juli 2014
Wölfersheim Live - Beat, Rock, Oldies & Show