Lauter Lieblingslieder bei Wölfersheim live – unplugged
Wölfersheim (arc) Nicht satt zu kriegen war das Publikum von »Wölfersheim live – unplugged« am Freitag- und Samstagabend. Beide Konzerte waren ausverkauft und boten fünf Stunden handgemachte Musik vom FeinstenBezeichnend für die bunte Mischung der Titel dürfte die Bemerkung von Thomas Gerlach sein, als er das Stück »Heaven« ankündigte: »Das Lied ist schon über 20 Jahre alt, wir haben es aber noch nie hier gespielt.« Und das ist wirklich verwunderlich, denn eigentlich waren alle Hits der letzten Jahrzehnte schon einmal auf der Bühne bei »Wölfersheim Live«.
Alles was gefällt und mitreißt oder auch anrührt, findet früher oder später den Weg ins Programm der Kultveranstaltung. Dafür sorgt die bunt zusammengewürfelte Truppe aus Musikern und Sängern, die sich hier zusammenfindet, um gemeinsam Spaß zu haben. Jeder hat ein Lieblingslied oder einfach ein Stück, das er gerne einmal live vortragen würde. Die anderen machen dann gerne mit, denn alles, was Musik ist, wird von Akteuren mit großer Hingabe angepackt. Dadurch entsteht ein vielfältiges Programm von Rock, Pop, Jazz, Neuer Deutscher Welle und auch selbst geschriebener Lieder oder Texte. So wie Martin Schnur mit seinem auf die Melodie von »Help me Rhonda« selbstgedichteten Loblied auf die »Lisa«, die ihn sicher leitet auf seinen Wegen, großen Applaus erntete und schließlich der ganze Saal voller Fans von »Lisa« war, der Stimme aus Schnurs Navi.
Auch wenn immer wieder Neulinge zu der Truppe stoßen, hat sich der zusammengewürfelte Haufen von Künstlern mittlerweile zu einer gut aufeinander eingespielten Gruppe entwickelt. Denn schließlich arbeiten sie in kleinen Besetzungen auch außerhalb der »Wölfersheim live«-Zeit zusammen. Durch diese Routine hat die Freude an der Musik, dem gemeinsamen Auftreten allerdings nicht gelitten. Das Feuer, die Begeisterung für jede Art der Musik ist erhalten geblieben, und durch die Vertrautheit wird das Miteinander der Sänger und Musiker noch lockerer, persönlicher.
Ein Spiegel der Akteure findet sich im Publikum, das ebenso bunt gemischt ist und verschiedene Vorlieben in Sachen Musik hat, letztlich aber alles gerne hört, wenn es nur Musik ist. Fast in privater Partykeller-Atmosphäre kann das Event dann steigen, und wie so oft bei privaten Feiern will niemand nach Hause gehen. So war auch das Publikum bei »Wölfersheim live – unplugged« auch nach fünf Stunden Nonstop-Programm nicht satt zu kriegen. Nur eine kleine Pause von 15 Minuten gönnten die Künstler sich und dem Publikum, ansonsten gingen die Stücke meist ohne Moderationen fast nahtlos ineinander über.
Den fliegenden Wechsel der Künstler kennt man schon bei dieser Veranstaltung. Aus dem Gitarrist wird der Sänger, die Solistin wechselt in Background-Chor und jeder steht mit jedem einmal auf der Bühne und manchmal drängeln sich alle da oben, was auf der kleinen Bühne in Melbach dann schon eng wird. Nach »mehr Musikern« verlangte auch Patrick Eulenkamp immer wieder augenzwinkernd, wenn er auf die Bühne trat. Letztlich war er mit seinen Freunden im Hintergrund aber immer zufrieden und das Publikum sowieso. Besonders im Duett »Just give me a reason« mit Bettina Skottke erntete er großen Applaus. Herzlich in die Runde der Neulinge aufgenommen wurde auch die Siegerin des Talentwettbewerbs 2012 im Rahmen des Festes »Treffpunkt See«. Die junge Lisann Hoffmann sang mit »Simple Man« ihr erstes Lied an diesem Abend, und es sollte nicht das letzte sein. Vor drei Jahren selbst noch Neuling, war Nadine Schutt jetzt schon eine »alte Häsin« auf der Bühne und mischte nicht nur den Background-Chor auf, sondern begeisterte auch als Solistin. Ebenfalls von Ausgelassenheit und Rhythmus im ganzen Körper »gestraft« war Katrin Zerb. Wenn sie neben der ebenfalls nie stillstehenden Nadine Schutt im Background-Chor stand, befürchtete man, sie würden sich gegenseitig von der Bühne schubsen.
Bei Zerbs Song »Please Mr. Postman«, schien sie diesen auch gleich anspringen zu wollen. Letztlich aber lebten alle Akteure ihre Musik, statt sie »nur vorzutragen«, was vom Publikum mit großer Begeisterung und unermüdlicher Aufmerksamkeit honoriert wurde.
Bericht aus der Wetterauer Zeitung vom 11. November 2013