Wetterauer Zeitung, 13.September 2004

Kleine Piraten ganz groß und laut und wild

Die Mega-Fete "Wölfersheim Live" zum Kerbauftakt in der Wetterauhalle begeisterte wieder die Fans aus nah und fern


Wölfersheim (har) - Mit Superlativen wie "Kultveranstaltung" oder "Megaevent" wird die Musikveranstaltung "Wölfersheim Live" eit Jahren überschüttet, die traditionell die Wölfersheimer Kerb in der Wetterauhalle eröffnet. Tatsächlich gelingt es den Machern der in dieser Form wohl einzigartigen Veranstaltung immer wieder, die hohen Erwartungen der Besucher, die sogar aus den umliegenden Regionen kommen, zu erfüllen.

Dieses Vorhaben gelang am Freitagabend wieder mit einem über fünfstündigen Programm. Die Halle war brechend voll, es war noch etwas stickiger und heißer als in den letzten Jahren, eine Folge der sommerlichen Temperaturen. Dass die Show noch mehr ankam als in den Vorjahren, lag auch an der verbesserten Technik, die für einen fantastischen Sound sorgte. Auch die Lightshow und die Übertragung auf Großbildleinwand waren echte Knaller.

Die Verantwortlichen um den unermüdlichen Bernd Heinisch hatten die Show unter das Motto "Piraten und Karibik" gestellt. Der vorderere Bühnenteil war in ein Piratenschiff verwandelt worden, und in dieser prächtigen Dekoration tauchte als erster Käpt'n Hook mit seiner Mannschaft auf: Gitarrist Martin Schnur mit Haken am Arm gab die Kommandos an seine Crew und nachdem das Schiff angelegt hatte, zogen die Piraten hinter dem Vorhang eine Bar an Land und ließen es sich gutgehen, während weitere "Piraten" auf die Bühne kamen und an den Instrumenten Platz nahmen. Mit "Brick House" gesungen von Keyboarder Gerry Reutzel, und dem von Alpha-Band-Chef Thomas Gerlach interpretierten Lindenberg-Song "Alles klar auf der Andrea Doria" wurde die Show musikalisch eröffnet. Es folgten über fünf Stunden Hits, gesungen von den an die 20 Sängerinnen und Sängern und begleitet von elf exzellenten Instrumentalisten, darunter zwei Schlagzeuger und zwei Bläser. Für jeden Musikgeschmack war etwas dabei, so etwa das von Tita Höpp gefühlvoll "unplugged" gesungene "I honestly love you". Mit einer tollen Stimme überzeugte Bettina Skottke mit "This Love" und "Superstar", wozu Tänzerinnen der Wohnbacher Tanzformation "Excalibur" für eine Augenweide sorgten.

Auch die Sänger setzten Akzente, darunter die "alten Hasen" Thomas Gerlach, Karl-Ernst Pulkert und Martin Schnur. Männlicher Publikumsliebling war Christoph Hensel, der mit dem Robbie-Williams-Hit "Sexed Up" und dem Superhit "She's so high" von Kurt Nielsen die jüngeren Besucherinnen in Ekstase versetzte. Die Stimmung blieb auf hohem Niveau, als Katrin Zerb den Klassiker "Twistin' the Night away" sang. Auch Deutsch-Rock fehlte nicht, darunter auch "Der kleine Pirat", mit dem Ralf Kraus für ein weiteres Stimmungshoch sorgte. Mit dabei war auch wieder Renate Gantz-Bopp, die zunächst zusammen mit den Besuchern Sängerin Anja Knoll mit einem fetzigen "Happy Birthday" gratulierte. Dazwischen gab es immer wieder Showeinlagen der schier unermüdlichen "Statisten", und auch ein Fechtduell zwischen Burkhard Waldeck und Joachim Lange gehörte zu den Höhepunkten. Als dann Berti Decher ans Joch gekettet wurde, kochte der Saal. Doch Rettung nahte in der Form von vier "Jungpiraten" im zarten Alter von 13 bis 15 Jahren. Die überlisteten die Wache, befreiten Berti, griffen zu den Instrumenten und was dann geschah, war auch für "Wölfersheim Live" eine Premiere: Kai, Sascha, Marcel und Thomas spielten "Cryptonite" und "Fade to black" von Metallica in einer Art und Weise, dass selbst die "gestandenen Musiker" aus dem Schwärmen nicht mehr herauskamen. Der Saal tobte, trotz der für manche Ohren ungewohnt harten Klänge.

Mit dem traditionellen Rock'n'Roll-Medley, in dem 13 Klassiker von Elton Johns "Crocodile Rock" über "Be my Baby" bis hin zu Klassikern von Elvis und Bill Healey zu hören waren, endete nach über zwei Stunden der erste Programmteil. Genau um Mitternacht ging es weiter. Die Bühne war in eine Art "Karibik-Insel" verwandelt, auf Ölfässern wurde lautstark getrommelt, was nahtlos in den Santana-Hit "Oye commo va" mündete. Es folgte ein Reggae-Medley, zu dem leicht bekleidete "Karibik-Girls" tanzten. Zu Hits wie "Kingston Town", "I can see clearly now" oder "I feel lonely" wurde Limbo getanzt und eine fröhliche Karibik-Party gefeiert. Den Schlusspunkt dieses Programmteils setzte Thomas Ulrich mit "Kaa Alde, kaa Geschrei", der hessischen Version des Bob-Marley-Knallers "No woman, no cry".

Mit den Rockklassikern "Shine" und "Narcotic" setzte Sven Harnischfeger, begleitet von den gefeierten Nachwuchsstars, dann musikalische Akzente in eine andere Richtung, wozu auch "Reklamation", gesungen von Geburtstagskind Anja Knoll, gehörte. Bei den Sängern feierten mit Nina Appel und Dirk Bentrup, die Elvis-Hits sangen, zwei neue Talente eine gelungene Premiere bei "Wölfersheim Live". So jagte ein Höhepunkt den anderen, wozu auch der Village-People-Song "In the Navy" gehörte.

Gefeiert wurden auch zwei Duette, zum einen Bettina Skottke und Katrin Zerb, die "Shook me all night long" sangen, und zum anderen Renate Gantz-Bopp und Thomas Gerlach, bei deren Interpretation von "You can leave the world behind" von Joe Cocker und Jennifer Warnes Gänsehaut-Feeling aufkam.

Das Finale wurde mit einem Disco-Medley eingeleitet, mit "Schickeria" und "What I'd say" stieg die Stimmung noch einmal an, und nach der Vorstellung aller Mitwirkenden gab es zwei verdiente Zugaben für eine Show, die mal wieder ihre Einmaligkeit eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatte.



Bericht aus der Wetterauer Zeitung vom 13.September 2004, Seite 12.
Wölfersheim Live - Beat, Rock, Oldies & Show