Wetterauer Zeitung, 05. Dezember 2011

Wölfersheim Live: Große Stimmen, flinke Finger

Zur dritten Unplugged-Auflage präsentierten die Stars fünf Stunden hand- und mundgemachte Musik vor begeisterten Fans.


Wölfersheim (arc) - Rock, Pop, Swing, Jazz: alles in gekonnter Folge kombiniert. Die Musiker bei »Wölfersheim Live« können alles – und das mit jedem: Mal ist ein Künstler Leadsänger, dann begleitet er seine Kollegen instrumental. Der Gitarrenlehrer spielt mit seinem Schüler vierhändig, und Nachwuchstalente singen unter musikalischer Begleitung gestandener Musiker – alles ganz locker und frei. Denn geprobt wird frühstens ein paar Tage vorher – wenn überhaupt. Im rhythmischen Wechsel kommen die Live-Legenden in den verschiedensten Konstellationen auf die Bühne, angeleitet von der treibenden Kraft Bernd Heinisch: Jährlich trommelt er die Wetterauer zusammen, um gemeinsam Musik zu machen, leitet dabei humorvoll durch das Programm (»Ich laber’ schon wieder zu viel, oder?«) und begleitet obendrein die Sänger auf der Gitarre.

Die Abfolge der Auftritte ist einzigartig, denn in dieser Besetzung treten die Akteure nur einmal im Jahr auf. Dass dabei auch das Publikum in einem gemütlichen, mit Lichterketten und Palmen geschmückten Dorfgemeinschaftshaus ausgelassen mitsingt und tanzt, ist allseits bekannt: Die Veranstaltungen waren – wie jedes Jahr – ausverkauft. Nicht auf der Bühne, aber trotzdem unablässig für einen gelungenen Abend, waren die vielen freiwilliger Helfer: Mitorganisatorin Katrin Stöhr und ihr Team ließen es den Gästen an nichts fehlen. Und die 250 Fans sind mindestens genauso gut drauf, wie die Musiker.

Halb Programm, halb improvisiert: Was als nächstes kommt, weiß man eigentlich nie so genau. Alte Lieder werden neu interpretiert und neue Lieder mal ganz anders inszeniert: Dabei begleitet der kreative Instrumentalist Gerald Rentzel seine Kollegen am eigens für die Veranstaltung angelieferten Flügel oder dem Akkordeon – wie es eben gerade passt. Ausdauernd spielt und singt er durch die letzten Jahrzehnte der Musikgeschichte.

Erst zum zweiten Mal auf der Bühne stand Sebastian Göbel. Mutig sang er sein selbst geschriebenes Lied »Manchmal« – und das ist »manchmal gefährlich, wenn das Publikum den Song nicht kennt.« Dass sie nicht mitsingen konnten, machte den Fans aber nichts, denn so hatten sie mehr Energie zum Jubeln. Auch Bob Dylan blieb nicht ungespielt. Zu verdanken war das WZ-Redakteur Jürgen Wagner: »Like a Rolling Stone« spielt und singt der Mann, den man sonst eigentlich nur mit Block und Kamera antrifft.

Extra angereist war Bettina Skottke. Denn das Gesangstalent ist sozusagen auf dem Wetterauer Kult-Event groß geworden und hat ihr Hobby zum Beruf gemacht. Auch wenn sie mittlerweile nicht mehr im heimischen Wölfersheim lebt und als vielbeschäftigte Sängerin unterwegs ist, zu diesem Event kommt sie immer wieder gerne.

Mit 23 Jahren schon ein Wölfersheim-Live-Urgestein ist Kai Knöpp. Er brachte das Publikum wie gewohnt mit flinken Fingergriffen auf der Gitarre zum Toben - ob alleine ohne vierhändig mit Bernd Heinisch zusammen.

Dass die Zukunft der Kultveranstaltung gesichert ist, zeigten einige junge talentierte Musiker. Sie verzauberten mit ihren zarten Stimmen und gekonnten instrumentalen Einlagen.

Die Musiker haben es mal wieder geschafft, den Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis werden zu lassen, bevor sich die letzten echten Fans morgens um zwei Uhr auf den Heimweg machten.



Bericht aus der Wetterauer Zeitung vom 05.12.2011.
Wölfersheim Live - Beat, Rock, Oldies & Show